Generalthema
Als das Festival junger Künstler Bayreuth 2024 den vielschichtigen Begriff ZU:KUNFT zum Titelmotto machte, begriff man sofort, wie das Eine mit dem anderen zusammenhängt: die Hoffnung auf Gutes und die Furcht vor Veränderungen.
Wir sind ja mittendrin in diesem Transformationsprozess, der uns beim Nächstliegenden erwischt hat. Ob wir wollen oder nicht: Wir müssen die Wandlungen akzeptieren, um selbst mit unseren künstlerischen Mitteln in sie einzugreifen. Wir müssen selbst an der Zukunft arbeiten, indem wir in der Gegenwart zwischen „reiner“ Kunst, die es nicht geben kann, und gesellschaftlicher Verantwortung agieren.
Das Festival junger Künstler Bayreuth hat seit 74 Jahren am Zukunftsprojekt gearbeitet, indem es Tradition und Innovation, das heißt Überlieferung und Veränderung, in eins gesetzt hat: in der Begegnung von Menschen und Kulturen, Musik und Kommunikation, Bewahrung und Aufbruch. Um es pathetisch auszudrücken: Man hat gar keine andere Chance, die Zukunft der Welt zu retten, als miteinander zu reden oder / und im musikalischen Gespräch miteinander in Kontakt zu kommen. Auch in diesem Jahr wird das Lost (in) Nature-Projekt auf die Fragilität der Natur hinweisen, werden Sängerinnen und Sänger auch aus Problemregionen zusammenkommen, um ihre klassische oder nichtklassische Musik buchstäblich unters sogenannte Volk zu bringen: bei freiem Eintritt, also besonders viel Teilhabe ermöglichend. So vermag Kunst zur Politik zu werden, ohne ihr die Freiheit des puren Bei-sich-Seins zu rauben. Neue Medienformate, die Herausforderungen der KI, alte Werke und ihre jeweils gegenwärtige Interpretation: all das ist schon Teil eines Kommenden im Heute.
Seit 1950 kommen junge Leute aus aller Welt in Bayreuth zusammen, um gemeinsam zu arbeiten und zu musizieren. In den vergangenen Jahren wurden dramaturgische Gewichte ins Geflecht der Programme eingezogen; erinnert sei an die Orient meets Occident-Ereignisse und, in den letzten Jahren, die Integration zumal der ukrainischen und turkmenischen Musiker und Musikerinnen ins Festivalprogramm.
Das Festival junger Künstler Bayreuth kann auch in diesem Jahr mit dem Thema ZU:KUNFT dafür sorgen, für vier lange Wochen Zustände zu befördern, die die Welt ein bisschen reicher machen und das Bewusstsein für das Wahre, Gute und Schöne – und die Sensibilisierung für deren Gegenteil – schärfen.